Wir haben den Professor und Koordinator des Fachbereichs Philosophie, Dr. Gianfranco Casuso, zu seiner jüngsten Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature befragt, einer der wichtigsten Fachzeitschriften der Welt mit mehr als 150 Jahren Erfahrung. Der Artikel "Lessons from the young Marx: Epistemological foundations of injustice" ist im Open Access verfügbar. Klicken Sie auf den folgenden Link, um den Artikel aufzurufen: https://www.nature.com/articles/s41599-021-00813-x
Wie verlief der Prozess der Veröffentlichung in Nature?
Als prestigeträchtige indizierte Zeitschrift unterliegt sie einem strengen Doppelblind-Auswahlverfahren. Dieser Prozess kann bis zu einem Jahr dauern, da jeder Artikel mehrere Stufen der Peer Review durchläuft.
Was ist der wichtigste Gedanke des Artikels?
Ziel der Forschung war es, einen konzeptionellen Rahmen für die Analyse aktueller, aber wenig sichtbarer Formen von Ungerechtigkeit, so genannter "epistemischer Ungerechtigkeiten", zu schaffen. Um diesen Rahmen zu konstruieren, wurden die Werke klassischer Autoren wie Marx, Hegel und Rousseau herangezogen.
"Das Ergebnis ist die Postulierung einer Kategorie der Ungerechtigkeit, die sich nicht darauf beschränkt, bestehende Pathologien in Frage zu stellen, sondern auch dazu dient, latente oder unsichtbare Formen des sozialen Leidens aufzudecken.
Warum sind die Kategorien der Entfremdung, der Ideologie und des Proletariats so wichtig für die Analyse unserer heutigen Gesellschaft?
Der Artikel zeigt, inwieweit die Kategorien der Entfremdung, der Ideologie und des Proletariats verwendet werden können, um die gegenwärtigen Formen der epistemischen Ungerechtigkeit besser zu verstehen, und inwieweit letztere einige unklare Aspekte dieser Kategorien beleuchten können. Es wird erläutert, wie das Marx'sche Konzept der Entfremdung die Erfahrung eines Individuums in einer Welt erklärt, deren Normen es unterworfen ist, die es aber nicht als seine eigene erkennen kann. Es wird gezeigt, dass Marx die Antwort in einer Form der emanzipatorischen Praxis findet, die mit einer transformativen Aneignung der sozialen Wirklichkeit verbunden ist. Um das Verständnis dieses Emanzipationsgedankens zu vertiefen, wird das marxistische Konzept des Proletariats analysiert. Auf der Grundlage der Analyse von Umweltkonflikten wird auch das Konzept der epistemischen Ungerechtigkeit untersucht.
Dies führte dazu, die Bedeutung der marxistischen Kategorien der Entfremdung und der Ideologie für die theoretische Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Formen der epistemischen Ungerechtigkeit aufzuzeigen und in diesem Zusammenhang die transformative und konstitutive Rolle der Ausgeschlossenen bei der Schaffung neuer Bereiche der Realität zu erläutern, durch die ihre Forderungen formuliert und angegangen werden können.